München, Samstag 6.6.2020 | Es ist kurz nach 13:00 Uhr als ich vom Hauptbahnhof in Richtung Königsplatz laufe. Auf den Stufen der Antikensammlung sitzen schon ein paar junge Menschen mit vereinzelten Schildern. Es ist noch sehr sehr ruhig. Vor dem Tor wird eine kleine Bühne aufgebaut. Um 15:00 Uhr soll hier die Protestkundgebung stattfinden gegen Rassismus und Polizeigewalt unter dem Motto #BlackLIvesMatter.
Ich bekomme den Tipp, dass eine größere Gruppe von Demonstranten sich am Stachus getroffen hat und jetzt Richtung Königsplatz laufen wird. Ich beschließe den Leuten entgegen zu gehen, denn hier ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts los.
Ich verlasse den Platz und laufe eine gute halbe Stunde durch die Straßen. Als ich zurück komme nach ca. 30 Minuten zurück komme hat sich das Bild komplett gewandelt. Die Polizei hat alle Zugänge zum Platz abgesperrt, da die angemeldeten 200 Demonstranten schon auf dem Platz wären. Es sieht so aus, als würde niemand mehr hineingelassen werden.
In den Straßen treffen immer mehr Menschen ein. Immer größer werden die Menschenansammlungen vor den Polizei-Absperrungen. Für die Leute die gehofft haben noch auf den Platz zu kommen gibt es keine Chance den geforderten Mindestabstand einzuhalten. Schließlich öffnet die Polizei die Straßensperren. Tausende Menschen strömen auf den Königsplatz.
Am Ende werden es nach offiziellen Angaben 25.000 Menschen sein die auf dem Königsplatz demonstrieren. Das Bild entsteht etwas erhöht hinter der Bühne mit Blick Richtung Karolinenplatz. Das sind Luftlinie ca. 0,5km. Überall Menschen so weit das Auge reicht. Mich erinnert das an die Bilder vom Marsch auf Washington von 1963. Es ist ein unübersehbares Zeichen gegen Rassismus und ich bin bei aller Besorgnis, wegen den unzureichenden Abständen, sehr froh, dass ich dabei sein darf um diese Aktion zu dokumentieren.