Blitz in der Praxis – Fehler vermeiden, Routine entwickeln
Oder: Wie du aufhörst, gegen das Licht zu kämpfen – und anfängst, mit ihm zu arbeiten.
Du hast den Blitz, du hast die Kamera – und jetzt?
Blitzlicht kann am Anfang frustrierend sein. Mal ist das Bild zu hell, mal zu dunkel, mal sieht’s einfach „irgendwie falsch“ aus.
Glaub mir: Das geht allen so. Aber mit ein bisschen Routine, Technikverständnis und ein paar klaren Abläufen wird’s schnell viel einfacher – und kontrollierbar.
Typische Anfängerfehler beim Blitzen
1. Zu hartes Licht
→ Direkt auf das Gesicht, kleiner Blitz, keine Lichtformer – sieht oft nach Perso-Foto aus.
Lösung: Licht „größer“ machen (Softbox, Schirm, Bouncer) und leicht seitlich platzieren.
2. Überbelichtung
→ Blitz zu stark eingestellt oder nicht angepasst an die Kameraeinstellungen.
Lösung: Blitzleistung manuell runterregeln oder TTL -1 bis -2 kompensieren.
3. Falsche Richtung
→ Blitz frontal von oben (Aufsteckblitz in 0°-Stellung): platt, glänzend, unvorteilhaft.
Lösung: Blitz ablenken (nach oben, zur Seite) oder entfesselt nutzen.
Quick-Tipps für unterwegs
- Blitzkopf nie direkt aufs Gesicht richten (außer du willst’s brutal wie Gilden)
- Immer ein paar Filterfolien (CTO, Diffusor) einpacken
- Kleiner Reflektor oder eine weiße Karte für Aufhellung reicht oft schon
- Akku-Check! Blitze fressen Energie – Ersatzakkus dabeihaben
- Testbilder machen, bevor’s ernst wird
Was stelle ich jetzt genau an der Kamera und am Blitz ein?
Es kommt auf den Einsatzzweck an, aber hier eine praktische Herangehensweise:
Methode für volle Kontrolle (manuell):
- Kamera zuerst richtig einstellen – ohne Blitz!→ Ziel: Die Umgebung so belichten, wie du sie haben willst (hell, dunkel, neutral)
- Blitz dazuschalten – manuell!→ Blitzleistung auf niedrigen Wert (z. B. 1/32) starten→ Testbild machen, dann langsam hocharbeiten, bis die Balance passt
- Bei mehreren Blitzen:→ Zuerst Kamera einstellen→ Dann Hauptlicht dazuschalten→ Danach Aufheller / Effektlicht / Hintergrundblitz nacheinander ergänzen→ Ergebnisse kontrollieren nach jedem Schritt
Das braucht ein bisschen Zeit, gibt dir aber maximale Kontrolle und hilft dir zu verstehen, was welchen Effekt verursacht.
TTL – Wenn’s schnell gehen muss
TTL („Through The Lens“) misst automatisch die Helligkeit durchs Objektiv.
Vorteil: Geht schnell, passt sich an wechselnde Situationen an
Nachteil: Nicht immer zuverlässig, z. B. bei starken Kontrasten oder glänzenden Flächen
Praxis-Kombi für unterwegs:
- Kamera manuell (z. B. 1/200 s, f/4, ISO 200)
- Blitz auf TTL → schnell, halbautomatisch, oft gute ErgebnisseOder:
- Kamera auf Zeitautomatik (A/Av)
- Blitz manuell (z. B. 1/8) → Fokus liegt auf Lichtkontrolle, Kamera passt Belichtung an
Was muss die Kamera können?
- Manueller Modus (M)
- Sync-Zeit einstellen können (meist 1/160 – 1/250 s)
- Evtl. Unterstützung für HSS, TTL, Blitzbelichtungskorrektur
Was muss der Blitz können?
- Manueller Modus & TTL
- HSS (High-Speed Sync) wenn du bei Sonne mit offener Blende fotografieren willst
- Funksteuerung oder Anschluss für Empfänger
Wie viel Leistung brauche ich – ist mehr immer besser?
Nicht unbedingt.
- Für kleine Porträts indoor reicht oft ein Blitz mit Leitzahl 40–60
- Outdoor gegen Sonne brauchst du mehr Power – oder gehst mit dem Blitz näher ran
- Mehr Leistung heißt auch: größer, schwerer, teurer – und längere Ladezeiten
Tipp: Lieber ein gut platzierter mittelstarker Blitz als ein Monsterblitz, der aus 5 Metern nicht gezielt trifft.
Fazit: Routine schlägt Zufall
Mit Blitz zu fotografieren ist wie Fahrradfahren: Anfangs wackelig, aber mit etwas Übung ganz normal.
Wenn du lernst, in welcher Reihenfolge du was einstellst, gehören Zufallstreffer bald der Vergangenheit an.
Du arbeitest gezielt, wiederholbar – und am Ende gestaltest du dein Bild so, wie du es willst.