Blitz in der Praxis – Fehler vermeiden, Routine entwickeln

[09] Blitz in der Praxis – Fehler vermeiden, Routine entwickeln

Blitz in der Praxis – Fehler vermeiden, Routine entwickeln

Oder: Wie du aufhörst, gegen das Licht zu kämpfen – und anfängst, mit ihm zu arbeiten.

Du hast den Blitz, du hast die Kamera – und jetzt?

Blitzlicht kann am Anfang frustrierend sein. Mal ist das Bild zu hell, mal zu dunkel, mal sieht’s einfach „irgendwie falsch“ aus.

Glaub mir: Das geht allen so. Aber mit ein bisschen Routine, Technikverständnis und ein paar klaren Abläufen wird’s schnell viel einfacher – und kontrollierbar.

Typische Anfängerfehler beim Blitzen

1. Zu hartes Licht

→ Direkt auf das Gesicht, kleiner Blitz, keine Lichtformer – sieht oft nach Perso-Foto aus.

Lösung: Licht „größer“ machen (Softbox, Schirm, Bouncer) und leicht seitlich platzieren.

2. Überbelichtung

→ Blitz zu stark eingestellt oder nicht angepasst an die Kameraeinstellungen.

Lösung: Blitzleistung manuell runterregeln oder TTL -1 bis -2 kompensieren.

3. Falsche Richtung

→ Blitz frontal von oben (Aufsteckblitz in 0°-Stellung): platt, glänzend, unvorteilhaft.

Lösung: Blitz ablenken (nach oben, zur Seite) oder entfesselt nutzen.

Quick-Tipps für unterwegs

  • Blitzkopf nie direkt aufs Gesicht richten (außer du willst’s brutal wie Gilden)
  • Immer ein paar Filterfolien (CTO, Diffusor) einpacken
  • Kleiner Reflektor oder eine weiße Karte für Aufhellung reicht oft schon
  • Akku-Check! Blitze fressen Energie – Ersatzakkus dabeihaben
  • Testbilder machen, bevor’s ernst wird

Was stelle ich jetzt genau an der Kamera und am Blitz ein?

Es kommt auf den Einsatzzweck an, aber hier eine praktische Herangehensweise:

Methode für volle Kontrolle (manuell):

  1. Kamera zuerst richtig einstellen – ohne Blitz!→ Ziel: Die Umgebung so belichten, wie du sie haben willst (hell, dunkel, neutral)
  2. Blitz dazuschalten – manuell!→ Blitzleistung auf niedrigen Wert (z. B. 1/32) starten→ Testbild machen, dann langsam hocharbeiten, bis die Balance passt
  3. Bei mehreren Blitzen:→ Zuerst Kamera einstellen→ Dann Hauptlicht dazuschalten→ Danach Aufheller / Effektlicht / Hintergrundblitz nacheinander ergänzen→ Ergebnisse kontrollieren nach jedem Schritt

Das braucht ein bisschen Zeit, gibt dir aber maximale Kontrolle und hilft dir zu verstehen, was welchen Effekt verursacht.

TTL – Wenn’s schnell gehen muss

TTL („Through The Lens“) misst automatisch die Helligkeit durchs Objektiv.

Vorteil: Geht schnell, passt sich an wechselnde Situationen an

Nachteil: Nicht immer zuverlässig, z. B. bei starken Kontrasten oder glänzenden Flächen

Praxis-Kombi für unterwegs:

  • Kamera manuell (z. B. 1/200 s, f/4, ISO 200)
  • Blitz auf TTL → schnell, halbautomatisch, oft gute ErgebnisseOder:
  • Kamera auf Zeitautomatik (A/Av)
  • Blitz manuell (z. B. 1/8) → Fokus liegt auf Lichtkontrolle, Kamera passt Belichtung an

Was muss die Kamera können?

  • Manueller Modus (M)
  • Sync-Zeit einstellen können (meist 1/160 – 1/250 s)
  • Evtl. Unterstützung für HSS, TTL, Blitzbelichtungskorrektur

Was muss der Blitz können?

  • Manueller Modus & TTL
  • HSS (High-Speed Sync) wenn du bei Sonne mit offener Blende fotografieren willst
  • Funksteuerung oder Anschluss für Empfänger

Wie viel Leistung brauche ich – ist mehr immer besser?

Nicht unbedingt.

  • Für kleine Porträts indoor reicht oft ein Blitz mit Leitzahl 40–60
  • Outdoor gegen Sonne brauchst du mehr Power – oder gehst mit dem Blitz näher ran
  • Mehr Leistung heißt auch: größer, schwerer, teurer – und längere Ladezeiten

Tipp: Lieber ein gut platzierter mittelstarker Blitz als ein Monsterblitz, der aus 5 Metern nicht gezielt trifft.

Fazit: Routine schlägt Zufall

Mit Blitz zu fotografieren ist wie Fahrradfahren: Anfangs wackelig, aber mit etwas Übung ganz normal.

Wenn du lernst, in welcher Reihenfolge du was einstellst, gehören Zufallstreffer bald der Vergangenheit an.

Du arbeitest gezielt, wiederholbar – und am Ende gestaltest du dein Bild so, wie du es willst.