Die technischen Grundlagen des Blitzlichts - Online Fotokurs

[02] Die technischen Grundlagen des Blitzlichts

In diesem Artikel wird es sehr technisch – bitte nicht erschrecken wenn am Anfang nicht alles klar ist. Ich bin mir sehr sicher, dass Du wenn Du dich etwas mit dem Thema vertraut gemacht hast hier sehr gute Anhaltspunkte findest um dich tiefer mit dem Thema Blitz zu befassen.

Die technischen Grundlagen des Blitzlichts – oder: Was passiert eigentlich, wenn’s “Blitz!” macht?

Wenn du zum ersten Mal bewusst mit Blitz fotografierst, sieht’s oft aus wie Glück oder Zufall. Mal ist das Bild zu hell, mal zu dunkel, manchmal sieht es aus wie aus einem Horrorfilm – und ganz selten passt es genau. Aber: Keine Panik. Blitzfotografie ist kein Hexenwerk – es ist Physik. Und die kann man verstehen.

Was passiert beim Blitzen?

Ein Blitz ist – technisch gesehen – einfach ein sehr kurzer, sehr heller Lichtimpuls. Der dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, oft nur 1/1000 Sekunde oder kürzer. Das ist viel kürzer als die meisten Verschlusszeiten der Kameras – und genau hier kommt das Thema Synchronisation ins Spiel.

Die Synchronzeit – warum der richtige Zeitpunkt zählt

Deine Kamera hat einen Verschluss, der sich öffnet und schließt, damit Licht auf den Sensor fällt. Der Blitz muss genau dann zünden, wenn der Sensor komplett offen ist – sonst hast du zum Beispiel nur einen hellen Streifen auf dem Bild. Das nennt man Synchronzeit (oft zwischen 1/160 s und 1/250 s, je nach Kamera).

Ein paar einfache Szenarien:

  • Du nutzt eine längere Verschlusszeit als die Sync-Zeit (z. B. 1/60 s):Der Blitz zündet – alles prima. Zusätzlich wird auch das vorhandene Umgebungslicht mit aufgenommen. Das Bild kann dadurch weicher oder „natürlicher“ wirken.
  • Du nutzt eine kürzere Verschlusszeit als die Sync-Zeit (z. B. 1/1000 s):Der Verschluss ist noch nicht komplett offen, wenn der Blitz zündet. Ergebnis: Teile des Bildes werden schwarz oder ungleichmäßig ausgeleuchtet.Ausnahme: High-Speed Sync – dazu später mehr in einem eigenen Artikel.

Gestalten mit Verschlusszeit und Blitz

Jetzt wird’s spannend: Du kannst durch die Kombination aus Blitz und Verschlusszeit steuern, wie viel vom Umgebungslicht im Bild landet:

  • Lange Verschlusszeit + Blitz = Du nutzt das vorhandene Licht und setzt den Blitz nur als Akzent (z. B. bei einer Party).
  • Kurze Verschlusszeit + Blitz = Du „eliminierst“ das Umgebungslicht – das Bild wird nur vom Blitz bestimmt.Ideal für Studio-Looks oder dramatische Porträts bei Tag.

1/10″ | f5,0 | ISO12800

Blitz ist nicht gleich Blitz – welche Typen gibt’s?

  • Aufsteckblitz: Klassischer Blitz für die Kamera, wird oft direkt in den Blitzschuh gesteckt. Vielseitig, kompakt – oft unterschätzt.
  • Kompaktblitz / Systemblitz: Kleine, flexible Allrounder – oft mit Zoomreflektor, TTL und drehbarem Kopf.
  • Studioblitz: Große Leistung, lange Lebensdauer, perfekt für kontrollierte Lichtsetups. Brauchen meist Netzstrom oder fette Akkus.
  • Ringblitz: Rund, sitzt direkt um das Objektiv – erzeugt schattenfreie, flache Ausleuchtung. Ideal für Makros oder einen bestimmten „Fashion“-Look.
  • Mini-Blitz, Handyblitz: Ja, auch das sind Blitze – aber mit sehr begrenzter Kontrolle.

Wie zündet ein Blitz eigentlich?

Es gibt verschiedene Wege, einen Blitz auszulösen:

  • Direkter Kontakt zur Kamera (Blitzschuh)
  • Synchronkabel (Oldschool, aber sehr zuverlässig)
  • Funksteuerung (heute Standard, erlaubt entfesseltes Blitzen)

Drei wichtige Begriffe, die du kennen solltest

  • Leitzahl (LZ): Gibt an, wie stark ein Blitz ist. Je höher die Zahl, desto mehr „Wumms“. Faustregel:Leitzahl = Abstand × BlendeBeispiel: Leitzahl 40 = Blende 4 bei 10 m Abstand
  • Farbtemperatur: Blitze haben meist eine Farbtemperatur von ca. 5500 K – also „Tageslichtweiß“. Aber: Mischen mit warmem Raumlicht kann Farbverschiebungen erzeugen → Filter oder Weißabgleich nutzen!
  • Blitzdauer: Wie lange der Blitz tatsächlich leuchtet – oft kürzer als die Verschlusszeit. Je stärker der Blitz, desto länger brennt er meist. Blitzdauer beeinflusst auch, ob du Bewegungen „einfrieren“ kannst.

Blitzleistung, ISO, Blende, Verschlusszeit – das Zusammenspiel

Hier kommt alles zusammen:

  • ISO hoch = weniger Blitzleistung nötig
  • Blende offen = mehr Licht rein, weniger Blitz nötig
  • Blitzleistung hoch = mehr Licht, aber evtl. härter / längere Abbrenndauer
  • Verschlusszeit? Beeinflusst (meist) nur das Umgebungslicht – nicht den Blitz!

Wichtig: Du „belichtest“ quasi zwei Welten gleichzeitig:
Blitzlicht + Umgebungslicht = Gesamtbild

Fazit: Technik verstehen heißt Kontrolle gewinnen

Blitzen ist kein Glücksspiel – wenn du weißt, wann dein Blitz zündet, wie viel Licht er bringt und wie sich deine Kameraeinstellungen auswirken, hast du das Bild in der Hand. Und plötzlich ist es gar nicht mehr so kompliziert – sondern sogar ziemlich cool.