Warum mit Blitz Fotografieren? - Online Fotokurs

[01] Warum mit Blitz fotografieren?

Stell dir vor, du willst ein Foto machen – sei es im Wohnzimmer, draußen bei Sonnenuntergang oder auf einer Party. Damit überhaupt ein Bild entsteht, braucht deine Kamera vor allem eins: Licht.

Ohne Licht – kein Bild. So einfach ist das.

Wie kommt Licht eigentlich ins Bild?

Ganz grob gesagt, lässt du mit deiner Kamera eine bestimmte Menge Licht auf den Sensor (oder früher: den Film) fallen. Die drei großen Stellschrauben dafür heißen:

Blende, Verschlusszeit und ISO.

  • Die Blende ist wie das Auge der Kamera – je weiter offen, desto mehr Licht kommt rein.
  • Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange Licht rein darf – je länger, desto heller (aber auch: desto eher wird was unscharf, wenn sich was bewegt).
  • Und der ISO-Wert regelt, wie empfindlich der Sensor auf Licht reagiert – allerdings erkauft man sich hohe ISO-Werte oft mit Bildrauschen.

So weit, so gut. Jetzt sagen viele:

„Wieso soll ich überhaupt blitzen? Meine Kamera macht doch bei ISO 12.800 noch brauchbare Bilder – sogar nachts!“

Stimmt. Technisch gesehen brauchst du heute oft keinen Blitz mehr, um „einfach nur etwas zu sehen“. Aber fotografieren heißt nicht nur, dass man etwas sieht – sondern, dass man entscheidet, wie man etwas sieht.

Blitz ist mehr als Helligkeit

Wenn es einfach nur darum geht, die Szene aufzuhellen weil es halt grad finster ist, ist der Blitz meistens die schlechteste Lösung, in so einer Situation würde ich eher die ISO hochdrehen.

Wer kennt ihn nicht: Den typischen Handybilder-Look mit flachem, grellem Licht, roten Augen und glänzenden Stirnen?

Das ist das Klischee. Blitz = hässlich. Das muss aber überhaupt nicht sein!

Denn ein Blitz ist in Wirklichkeit ein extrem vielseitiges Werkzeug, um mit Licht zu gestalten. Und damit kommen wir zum spannenderen Teil:

Was kann man mit Blitzlicht machen – und warum ist das spannend?

1. Schatten aufhellen – gezielt und dezent

Manchmal willst du nicht die ganze Szene aufhellen, sondern nur einen bestimmten Bereich. Zum Beispiel das Gesicht einer Person, das sonst im Schatten liegt. Ein gezielter Blitzimpuls kann hier subtil Licht ins Bild bringen, ohne dass es „geblitzt“ aussieht.

2. Stimmung erzeugen

Mit Blitz kannst du Licht genau dorthin setzen, wo du es haben willst – unabhängig von Tageszeit oder Wetter. Du kannst zum Beispiel dramatisches Seitenlicht erzeugen, eine Szene „filmisch“ wirken lassen oder gezielt Akzente setzen. Du gestaltest das Licht – und damit das Bildgefühl.

3. Bewegung einfrieren

Wenn du bei wenig Licht fotografierst und deine Verschlusszeit lang sein muss, bekommst du oft Bewegungsunschärfe. Ein Blitz kann in diesem Moment wie ein kurzer Lichtblitz „einfrieren“, was sich bewegt – selbst wenn die Kamera sonst länger belichtet.

Blitz vs. Dauerlicht vs. natürliches Licht – was ist was?

Natürliches Licht ist wunderbar – aber auch ziemlich unzuverlässig. Mal scheint die Sonne, dann schiebt sich eine Wolke davor, dann verschwindet die Sonne hinter einem Haus. Manchmal ist es einfach zu wenig, und manchmal zu viel.

Dauerlicht – also z. B. ein LED-Strahler – hat den Vorteil: Man sieht sofort, wie es aufs Motiv wirkt. Gerade für Anfänger super! Aber: Leistungsstarkes Dauerlicht macht Hitze, ist schwer und braucht viel Strom.

Blitzlicht ist dagegen extrem leistungsstark – du bekommst mit einem kurzen Impuls richtig viel Licht. Aber du siehst das Ergebnis erst auf dem Foto. Es braucht also ein bisschen Übung, um damit intuitiv arbeiten zu können.

Fazit: Blitz ist kein Notnagel – sondern ein Gestaltungsmittel

Wenn du das nächste Mal überlegst, ob du den Blitz einschalten sollst, denk nicht nur an „mehr Licht“, sondern an besseres Licht. Blitz ist nicht der letzte Ausweg, wenn’s zu dunkel ist – sondern dein Werkzeug, um dein Bild so zu gestalten, wie du es willst.