Schlachtung
Hinschauen, wo andere wegsehen: Eine Reportage aus erster Hand
Es gibt Momente, die schwer auszuhalten sind. Als Fotograf erlebe ich öfter solche Situationen. Meine Aufgabe ist es, nicht wegzusehen – auch dann nicht, wenn andere es tun.
Dokumentation bedeutet, die Realität abzubilden, ohne sie zu beschönigen oder zu dramatisieren. Es erfordert eine klare Haltung: nicht urteilen, sondern zeigen. Wer etwa eine Schlachtung begleitet, muss aushalten, was er sieht – nicht aus Sensationslust, sondern weil es Teil unserer Lebensrealität ist.
Ich habe erlebt, wie ein Leben genommen wurde, wie aus einem Lebewesen ein Lebensmittel wurde. Der Moment des Bolzenschusses, das plötzliche Zusammenbrechen des Tieres, das kontrollierte und präzise Handwerk des Metzgers – all das geschieht täglich, aber die wenigsten wollen es sehen.
Hinschauen kann Verändern. Es macht bewusst, wie viel wir verdrängen. Fleisch ist nicht einfach ein Produkt, es hat eine Geschichte, und diese beginnt nicht erst in der Kühltheke. Ich dokumentiere solche Momente, weil ich glaube, dass es notwendig ist. Nicht, um zu schockieren, sondern um sichtbar zu machen, was sonst verborgen bleibt.
Wer sich dieser Realität stellt, begreift: Das Extreme ist oft nicht das Ereignis selbst, sondern die Tatsache, dass es im Verborgenen geschieht. Deshalb halte ich die Kamera hoch. Deshalb bleibe ich, wo andere gehen.
Ich habe über die Schlachtung und wie es mir dabei ging einen Artikel geschrieben. Zum Artikel